Schachmatt

Der Abend ist wie ein großes Loch,
du bist wieder ‘mal verwirrt, aber igendwie hoffst du doch,
daß alles besser wird.
Doch ist die Nacht dann ‘rum,
hat das Grübeln zu nichts geführt.
Du weißt nicht ‘mal warum,
aber dein Hals ist wie zugeschnürt.

Denn du bist Schachmatt,
tja, da biste platt, einfach Schachmatt,
sie haben dich ausgenutzt,
hey, Mustafa, das is‘n Fakt.
Du kannst nichts dagegen tun.
Schachmatt,
und in dem schönen Schein
der klebrigen Lügen
sackst du langsam ein.

Das Hochland war deine Heimat,
euch ging‘s nicht immer gut,
hattet Schulden und nach schlechter Aussaat
verloret ihr fast den Mut.
Dann kamen Werber aus West-Deutschland,
berichteten von ‘nem fernen Ort,
dort gäb‘s gutes Geld bar auf die Hand
und schweren Herzens zogt ihr fort.

Und ihr wart Schachmatt,
allein in der fremden Stadt,
alle Schachmatt
und ihr merktet langsam,
daß man euch betrogen hat.
Man brauchte nur eure Kraft.
Schachmatt,
ihr arbeitet auf Schicht,
eure Träume,
die braucht man nicht.

Jetzt lebst du in ‘ner Baracke,
du tust, was man dir sagt,
da ‘s zieht, schläfst du sogar mit Jacke,
doch du wurdest nie gefragt.
Sie sagen, sie denken nur an dein Wohl,
bei Hoechst und auch bei Thyssen,
doch was sie sagen
ist falsch und hohl,
niemand sollte so leben müssen.

Ich sah dich letzte Nacht
dort im Dunkeln steh‘ n
und du hast dir gedacht,
wie gern würdest du zu den andern geh‘n.
Du warst wie gefangen
von dem Trubel und dem Licht
und fast wärst du hingegangen,
doch dann trautest du dich nicht.

Und du bist Schachmatt,
hier in dieser Glitzer- Stadt,
völlig Schachmatt,
alles ist schön und hell
und die Musik dröhnt mit 1000 Watt.
Doch ohne Geld bist du nichts.
Schachmatt,
drum geh‘ nach Haus,
hey, Alter,
für dich ist das Licht aus.

Gestern hat deine kleine Schwester gefragt:
‘Du, was heißt eigentlich Kanackenbrut ?‘,
daß hätte jemand zu ihr gesagt
und du ersticktest fast an deiner Wut.
Immer häufiger wirst du jetzt angemacht,
steht auf Wänden ‘Türken raus‘
und vorbei ist die Zeit, wo du nur gelacht
denn du dachtest, hier sei dein zuhaus.

Und du bist Schachmatt,
warum bist immer du derjenige‚ der das Spiel verloren hat,
immer Schachmatt,
die Rezepte der Politiker
sind alle so dumm und platt.
Langsam steigt Haß in dir auf.
Schachmatt,
doch glaube mir,
mit brutaler Gewalt
schadest du nur dir.

Vater erzählt, wie‘s in der Heimat war,
er will jetzt bald zurück
und letzten Urlaub wart ihr da
und Vater weinte fast vor Glück.
Er feierte mit Freunden ein großes Fest,
in dem Haus, in dem er aufgewachsen war,
doch die dir zugeworf‘nen Blicke gaben dir fast den Rest
und du fühltest dich mehr als sonderbar.

Schon wieder Schachmatt,
manchmal hast du alles so satt,
ewig Schachmatt,
sich immer um alles abmühen,
doch die Arbeit nimmt dir keiner ab.
Kämpfe um und für dich selbst.
Jederzeit,
aber gibst du dich auf,
stellst du dich selbst
Schachmatt.